Familie Silberstein

Jakob Silberstein (geboren am 25. September 1861 in Städtel, Bezirk Breslau, Schlesien/heute Miejsce, Polen) war in erster Ehe (geschlossen am 25. Januar 1888 in Breslau) mit Friederike Sand, verheiratet. Diese Ehe wurde am 1. März 1892 geschieden. Der Kaufmann heiratete am 22. Dezember 1893 in München Rosalie (Rosa) Bick (geboren am 4. Juni 1870 in Liegnitz, Schlesien/heute Legnica, Polen). Jakob Silberstein betrieb um die Jahrhundertwende eine Photographische Kunstanstalt in München im Rosental 3. Später hatte er einen Postkartenvertrieb und war als Schuhwarenhändler tätig. Rosa Silberstein betrieb von 1912 bis zum Konkurs im Februar 1932 ein Putzwarengeschäft, zuletzt in München in der Sonnenstraße 24. In München wurden die Kinder Johanna (am 13. September 1894), Elsa (am 8. April 1896), Elfriede (25. Juli 1897) und Adolf (16. Mai 1906) geboren. Die jüdische Familie wohnte ab 1. April 1914 in München in der Herzogspitalstraße 12.
Jakob und Rosa Silberstein kauften 1920 in Planegg zwei Bauplätze von der Heimstättengesellschaft. 1923 wurde das Wohnhaus Heimstättenallee 3 errichtet, in das das Ehepaar am 1. Januar 1933 umgezogen ist. Jakob Silberstein starb am 24. August 1934 in München. Rosa Silberstein zog am 18. Dezember 1936 nach München in die Leopoldstraße 21 zu ihrer Tochter Johanna, die 1918 in München Eugen Walletshauser geheiratet hat. Rosa Silberstein ist am 25. Januar 1937 in München gestorben. Johanna und ihre Schwestern Elsa (Bela), die mit dem Dentist Maximilian Reith verheiratet war, und Elfriede, die mit dem Kaufmann Anton Fischer verheiratet war, waren in den „privilegierten Mischehen“ mit ihren nichtjüdischen Ehemännern vor der Deportation geschützt.
Der Bruder Adolf Silberstein lebte ab 2. Januar 1925 in Frankfurt am Main und war als Kaufmann tätig. Am 21. November 1932 zog er zu seinen Eltern nach München in die Herzogspitalstraße 12. Am 11. Mai 1935 hat er in Frankfurt am Main Irma Johanna Schaedel, geboren am 25. Februar 1905 in Kandrzin, Oberschlesien, die evangelisch war. Das Ehepaar zog er am 1. Oktober 1938 nach Planegg in die Schlagertalerallee 3, die Tochter Eveline Renate wurde am 6. März 1940 in München geboren. Am 21. Januar 1940 emigrierte Adolf Silberstein, der später seinen Nachnamen in Sills änderte, nach New York in die USA. Seine Frau Irma folgte ihm am 4. April 1940. Die Gemeindechronik (Grau, Anton, Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg) zitiert dazu aus dem Bericht des Planegger Bürgermeister wegen Aberkennung der Reichsangehörigkeit an das Landratsamt München: „Adolf Silberstein ist politisch nicht hervorgetreten, im Strafregisterauszug sind keine Strafen vermerkt. Der derzeitige Aufenthalt der Tochter Eveline Silberstein, geb. am 6. März 1940 in München, ist unbekannt.“ Die Aberkennung der Reichsangehörigkeit war Voraussetzung für eine Beschlagnahme des Anwesens in der Schlageterallee. Die Tochter Evelyne starb 1941. Adolf Sills ist mit Ehefrau Irma nach Deutschland zurückgekehrt; sie sind 1957 in München in der Behamstraße 6 gemeldet.
Zwei der vier Geschwister von Jakob Silberstein wurden in der NS-Zeit ermordet: Alexander Silberstein (geboren am 5. Juli 1875 in Staedtel) war Prokurist des Kunstverlags J. Silberstein in München,wo er von 1895 bis 1912 lebte. Er wurde von Berlin deportiert und starb in Auschwitz. Georg Silberstein (geboren am 15. Juni 1878 in Staedtel) lebte von 1900 bis 1919 in München, wurde am 22. November 1941 von Frankfurt am Main deportiert und am 25. November 1941 Kowno/Kaunas erschossen.

Quellen:
Stadtarchiv München: Jakob Silberstein und Rosa Silberstein
Gemeindearchiv Planegg
Grau, Anton, Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg

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