Exkursion zum KZ Kaufering

Exkursionen zum KZ Kaufering

Am 24. und 28. März organisierte unser Verein zwei Exkursionen nach Kaufering, wo im weitaus größten der insgesamt 139 Außenkommandos des Dachauer Lager-Komplexes etwa 23 000 Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten und viele Tausende ermordet wurden, teilweise nur wenige Minuten vor der Befreiung durch die US-Armee.

An der ersten Fahrt nahmen 44 Bürgerinnen und Bürger aus dem Würmtal teil, darunter etliche Schüler und Schülerinnen des Gautinger Gymnasiums, beim zweiten Termin insgesamt 45 Schülerinnen und Lehrkräfte der beiden Gymnasien in Planegg und Gräfelfing. Bereits während der Fahrt gab Busfahrer Theo Schlier etliche Hinweise auf Leidensorte des Dachauer KZ-Systems und der Todesmärsche.

Erster Zielpunkt war die Waldlichtung nahe Erpfting, auf der sich die Überreste von „Lager VII“ befinden. Diese Überbleibsel von ehemals 11 Freiluftgefängnis-Arealen rund um das KZ Kaufering wurden durch die Europäische Holocaustgedenkstätten-Stiftung vor dem endgültigen Verschwinden bewahrt mit dem Fern-Ziel, ein staatliches Dokumentationszentrum zu errichten, wie Vorstandsmitglied Helga Deiler berichtete. Gemeinsam mit dem Landsberger Historiker Alfred Platschka vermittelte sie den Teilnehmenden auf dem Original-Gelände das wichtigste Hintergrundwissen zu dem existentiellen Grauen, das dort aus den Restspuren von einstmals 55 Erdhütten und 6 Tonröhrenbauten spricht. Über 2000 unschuldige Opfer der vom NS-Staat systematisch organisierten „Vernichtung durch Arbeit“ starben allein hier an Hunger, Infektionen, Folter oder Erschießung durch das SS-Wachpersonal, wie die Massengräber in unmittelbarer Nachbarschaft beweisen.

Weitere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Au%C3%9Fenlager_Kaufering_VII_%E2%80%93_Landsberg-Erpfting

Der zweite Teil der Exkursion führte zur "Militärgeschichtlichen Sammlung Weingut II“ auf dem Gelände der heutigen Welfen-Kaserne der Bundeswehr bei Igling. Was sich hinter dem idyllischen Decknamen „Weingut" verbirgt, war vor 80 Jahren eines der größten Rüstungsprojekte der NS-Kriegswirtschaft gewesen und sollte der industriellen Massenproduktion des ersten Düsenjägers dienen. Auch diese Wunderwaffe kam jedoch 1944 viel zu spät, um die alliierte Luftüberlegenheit zu brechen. Die Errichtung der unterirdischen Produktionsstätten in engster Zusammenarbeit mit regionalen Baufirmen kostete jedoch Abertausenden von deportierten Arbeitssklaven Freiheit, Gesundheit und Leben, wie Hauptmann Gernot Schroeder als Fachhistoriker in seinem detailgenauen Vortrag erschütternd bewies. Die Amerikaner nutzten nach Kriegsende den gut zur Hälfte fertiggestellten gigantischen fünfstöckigen Bunker zur Entsorgung alter Munition und übergaben ihn 1959 an die Bundeswehr, die darin ein atomsicheres Lager und Wartungswerkstätten für Raketen und Flugzeuge der Luftwaffe errichtete. Innerhalb des militärischen Sperrgebiets bei Landsberg wurde später aber auch ein Erinnerungsort eingerichtet, der mittlerweile in fachlich und medial herausragender Weise Mechanismen und Folgen des NS-Terrors dokumentiert. Die Würmtaler erkannten in den Bildern auch etliche Überlebende der Todesmärsche wieder, die sich jahrelang an den Gedenkzügen persönlich mitbeteiligt hatten, womit sich der enge Bezug zwischen den schrecklichen Ereignissen im Lech- und im Würmtal erneut erschloss.

Weitere Informationen: https://mgs-weingut-ii.business.site/

Einen Bericht von Nina-Luisa Heitland und Lotte Bendfeld (Q11) für das ‚P-Seminar Israel‘ des Otto-v.Taube-Gymnasiums finden Sie hier: https://www.ovtg.de/news

Nachruf der Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V. auf Manfred Deiler vom 13.11.2023

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