Überlebende der Todesmärsche des
KZ Dachau in Deutschland

Dr. h.c. Max Mannheimer
Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und Vizepräsident des Comité International de Dachau

Meine sehr verehrten Damen und Herren...

In den zwölf Jahren seines Bestehens wurden im Lager Dachau 206.000 Häftlinge registriert. Nicht mehr feststellbar ist die Anzahl der "nicht registrierten" Einlieferungen. Für den selben Zeitraum wurden 31.951 Todesfälle beurkundet. Doch die Zahl aller Toten des Lages Dachau - einschließlich der Opfer von Einzelexekutionen, Massenerschießungen und der letzten Todesmärsche, die noch einmal in die Tausende gehen, läßt sich nicht mehr ermitteln. Bereits vor der Befreiung entstand im Lager das Comité International de Dachau als geheime Organisation mit dem Ziel, einen für den letzten Moment geplanten Massenmord der SS an den Häftlingen zu verhindern. In den Wochen nach der Befreiung war diese Organisation maßgeblich daran beteiligt, die Verpflegung der Überlebenden, die Versorgung der Kranken und schließlich die Rückführung der befreiten Gefangenen in ihre Heimatorte und -länder zu organisieren.

Anschließend wurden im Lager die von der US-Armee festgenommenen Angehörigen der SS bis zum Abschluß der in Dachau durchgeführten Kriegsverbrecherprozesse inhaftiert. Dann wurden Flüchtlinge und Heimatlose in den Baracken untergebracht, von denen einige noch 18 Jahre dort leben mußten, bis sie in normale Wohnungen ziehen konnten.

Als 1955, zum 10. Jahrestag der Befreiung, das erste Internationale Treffen der ehemaligen Gefangenen in Dachau stattfand, beschloß man - angesichts des verwahrlosten Zustand des Lagers - die Neugründung des Comité International de Dachau, um als Organisation der ehemaligen "Dachauer" geschlossen die Forderung nach einer würdigen Mahn- und Gedenkstätte zu erheben.

1960 wurde als erstes Ergebnis dieser Bemühungen zunächst ein provisorisches Museum im Krematoriumsgebäude errichtet. Am 9. Mai 1965, endlich, konnte die jetzige Gedenkstätte mit Museum feierlich eröffnet werden. Sie entstand nach den Vorstellungen und Plänen des Comité International de Dachau mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Bayern.