Wo lag die "Teufelsschlucht"?
Erfolgreiche Suche nach dem 3. Lager

Erinnern - Gedenkzug im Würmtal

In der amerikanischen und der niederländischen Hauptquelle über den "Todesmarsch von Dachau" tauchen nur die Namen von Leutstetten, Achmühle und Waakirchen als mögliche Orte eines ersten, zweiten und vierten Rastplatzes auf (kein expliziter Hinweis!). Die Existenz eines 3. Lagers auf der langen Strecke zwischen Achmühle bei Wolfratshausen und Waakirchen hinter Bad Tölz bleibt darin unerwähnt, wobei diese beiden Quellen für diese Strecke ohnehin eine völlig unwahrscheinliche Route unterstellen. Nur in Berichten von fünf ehemaligen Teilnehmern des Todesmarsches (Malina, Pakullis, Röhl, Scherz und Schmidt) tauchen mögliche Ort für ein 3. Lager auf ("Teufelsschlucht").

Im Sommer 2007 untersuchten wir die gesamte fragliche Region zwischen Königsdorf und Bad Tölz, fuhren von Dorf zu Dorf, von Weiler zu Weiler und sprachen mit allen dort lebenden Landwirten. Im Weiler Wolfsöd, der in zwei Häftlingsberichten auftaucht, wurden wir nicht fündig. Aber in den nahegelegenen Weilern Auf der Höh, Kollershof und Spiegel erhielten wir von den dort lebenden Bauern eindeutige Hinweise, dass es in ihrer hügeligen und bewaldeten Umgebung zwar keinen "Teufelsgraben" gibt, wohl aber einen "Bachgraben" in einem "Buchenhölzl", in dem in der fraglichen Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1945 Tausende von KZ-Häftlingen lagerten. Unsere Recherchen bestätigten also weitgehend die Erinnerungen und Aufzeichnungen einiger weniger Häftlinge. Das 3. Lager des "Todesmarsches von Dachau" hat von nun an einen eindeutig dokumentierten historischen Ort.

1. Fehlanzeige in den Hauptquellen

In den amerikanischen und niederländischen Hauptquellen sind nur drei Lager aufgeführt: das 1. Lager bei Leutstetten/Petersbrunn, nördlich von Starnberg, das 2. Lager bei Achmühle und Bolzwang, südlich von Wolfratshausen, das letzte Lager zwischen Reichersbeuern und Waakirchen. Die Irrealität dieser Annahmen geht allein schon aus der Tatsache hervor, dass ein ununterbrochener Marsch von Achmühle/Bolzwang bis Waakirchen nicht nur für ausgemergelte Häftlinge physisch unmöglich ist. Es muss ein 3. Lager zwischen Achmühle/Bolzwang und Waakirchen gegeben haben.

Die Hauptquellen gehen diesem Problem nur scheinbar aus dem Weg. Sie behaupten einen Marschweg von Königsdorf nach Bad Tölz – über Kirchbichl. Zwischen Königsdorf und Kirchbichl fließt die reißende Isar. Brücken gibt es nur in Bad Tölz und viel weiter im Norden bei Tattenkofen, auf der Höhe von Geretsried. Dieser Umweg zur Tattenhofer Brücke ist völlig unrealistisch. Warum hätte ein Marsch von Königsdorf nach Tirol nach Norden geführt, in Richtung Front? Diese irreale Strecke nach Bad Tölz wäre auch länger gewesen, als die direkte Strecke über Unterbuchen. Sie hätte also umso mehr ein drittes Etappenlager zwischen Achmühle/Bolzwang und Waakirchen erfordert. Die Frage nach dem dritten Lager bleibt also auf jeden Fall offen.

2. Zeugnis eines SS-Führers

Im Rahmen des "Dachau-Prozesses" gegen SS-Führer und –Mannschaften des KZ-Dachau und seiner Kauferinger Außenlager sagte SS-Sturmbannführer Fritz Degelow aus, die Häftlinge hätten nach dem Weitermarsch vom 2. Lager bei Achmühle/Bolzwang in einem weiteren "Lager zwischen Königsdorf & Bad Tölz" Rast gemacht.

3. Zeugnis des Pfarrers von Königsdorf

Der Königsdorfer Pfarrer Sebastian Jell schrieb in seinem Bericht vom 28. Juli 1945 an das erzbischöfliche Ordinariat: "Die Amerikaner kamen schon am 30. April abends ca. 10 Uhr nach Beuerberg und wären wahrscheinlich östlich weitergezogen nach Königsdorf, wenn nicht wenige Stunden vorher die Loisachbrücke zwischen Beuerberg und Königsdorf gesprengt worden wäre. ... Der größte Teil der KZler war am Abend des 30. April noch durch die Pfarrei hindurch gegen Tölz gezogen, der Rest konnte nicht mehr über die gesprengte Loisachbrücke."

Zur geographischen Orientierung: Der von SS-Sturmbannführer Degelow und Pfarrer Jell erwähnte Weg von Königsdorf nach Bad Tölz führt zunächst über die Hauptstraße von München in Richtung Kochel und Mittenwald (die heutige B 11)und kurz nach Königsdorf über die links abzweigende Landstraße nach Unterbuchen und Bad Tölz (die heutige Staatsstraße 2064). Von dieser "Unterbuchener Straße" biegt kurz nach dem Dorf Kreut links ein Feldweg zum Weiler Wolfsöd ab. War dort das 3. Lager, das Häftlinge "Teufelsschlucht" nannten?

4. Tatsachenberichte von Häftlingen

Erinnern - Gedenkzug im Würmtal

Drei "reichsdeutsche" Häftlinge – Leopold Marina, Erich Röhl, und Rupert Schmidt – beschrieben den Marschweg von Königsdorf nach Bad Tölz und den dazwischen liegenden Rastplatz "Teufelsschlucht". Sie nannten als Lagerplatz Orte wie Kreuth, Wolfsöd, Buchen, Unterbuchen, "Kellersdorf", die alle an oder nahe der genannten Straße von Königsdorf nach Bad Tölz liegen.

  • Erich Röhl: "Umweg über Umweg. Kreuth, Unterbuchen, Wolfsöd. Die Strassen sind von der zurückflutenden Wehrmacht verstopft. Seit 18.00 Uhr schneit es unaufhörlich. Um 2 Uhr werden wir von der Wehrmacht festgehalten und von der SS in eine Schlucht geführt."
  • Rupert Schmidt: "Zuerst regnete es, dann schneite es, als wenn der Himmel offen wäre. Auf der Strasse wimmelte es von Soldaten und Fahrzeugen, die bei Buchen mit uns in den Wald abzweigten. Da wurden wir in eine Schlucht geführt, die Wolfsöd genannt. … Die SS war wieder sehr brutal, Gewehrkolben und Stiefel traten in Tätigkeit und die ganze Nacht wurde geschossen. … Später erfuhren wir, dass uns ein Hauptmann vom sicheren Tod errettet hatte. Denn von dieser Schlucht, von uns die Teufelsschlucht genannt, wäre keiner wieder herausgekommen, wenn es der SS nachgegangen wäre."
  • Leopold Malina: "Vor ´Kellersdorf` … führte man uns in eine Schlucht, so ein Waldkessel … In der Nacht gab’s wiederum ziemlich eine Schießerei. … Diese Nacht sollten wir liquidiert werden, das Terrain war wie geeignet dazu. Das es nicht dazu kam, sollte am Widerstand eines neuen Offiziers, der damit beauftragt worden war und die Dachauer Offiziere wären abgehauen … Um 5 Uhr früh wiederum Schießerei, die SS trieb alles auf die Beine zum Weitermarsch, ohne Frühstück oder etwas Warmes im Magen."

4. Eigenrecherche: Wo liegt die "Teufelsschlucht"?

Mit den Angaben der ehemaligen Dachauer KZ-Häftlinge Malina, Röhl und Schmidt machten wir uns auf die Suche nach der Wirklichkeit in diesem abgelegenen Winkeln in jener Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Wir besuchten über die folgenden Straßen die folgenden Orte:

  • Von Königsdorf kommend auf der StStr. 2064 nach Bad Tölz in Richtung Süden.
  • Links in die Stichstraße nach Wolfsöd abbiegen, die in nordöstlicher Richtung durch ansteigendes Weideland zum Weiler führt.
  • Von Wolfsöd in nördlicher Richtung durch einen Wald nach Hinterrothenrain.
  • Von Hinterrothenrain in südöstlicher Richtung durch hügeliges Weide- und Waldland zum Weiler Auf der Höh.
  • Von Auf der Höh über die "Fischbacher Straße" in südlicher Richtung zur Einmündung in die oben genannte "Unterbuchener Straße" von Königsdorf nach Bad Tölz (StStr 2064).
  • Unmittelbar neben der Einmündung in nördlicher Richtung zu Fuß durch zwei bewaldete Bachsenken ("Graben"), die durch das bewaldete "Buchenhölzl" führen.
  • Vom "Buchenhölzl" über die "Unterbuchener Straße" (StStr 2064")in nordwestlicher Richtung durch den Weiler Spiegel und rechts abbiegend wieder nach Wolfsöd.
  • Von Wolfsöd zurück auf die "Unterbuchener Straße" und in südöstlicher Richtung bis zur linken Abbiegung in die Stichstraße zum Weiler Kellershof.

Von den Bauern der vier Höfe von Auf der Höh und Kellershof und von einem Bauern der vier Höfe von Spiegel erhielten wir die entscheidenden Informationen. Denn zwischen diesen drei Weilern liegt die "Teufelsschlucht", die die Einheimischen "Buchenhölzl" nennen.

a. Wolfsöd

Zum Weiler Wolfsöd, der nur aus zwei Bauernhöfen besteht, führt von der "Unterbuchener Straße" in nordöstlicher Richtung abbiegend eine schmale Straße, früher sicher nur ein Feldweg, auf eine Anhöhe. Weit und breit ist keine "Schlucht" zu sehen. Die Gemeindestraße nach Hinterrothenrain in Richtung Norden führt zwar durch einen Wald, aber ohne die Konfiguration einer "Schlucht". Man fragt sich vor Ort: Warum sollte ein Marsch von Tausenden von Häftlingen der über Bad Tölz nach Tirol führen sollte, diesen buchstäblich abwegigen Feldweg einschlagen, in dessen unmittelbarer Umgebung keine Waldschlucht liegt? Auf den beiden Bauernhöfen erfuhren wir fast nichts. Der Altbauer Hermann Bocksberger kann sich an keine Häftlinge erinnern. Der zweite Altbauer, Georg Sonner, hatte immerhin von seinen Eltern erfahren, dass in der Umgebung viele KZ-Häftlinge lagerten. Von ihm erhielten wir - bei unserem zweiten Wölfsöd-Besuch - einen wichtigen Hinweis nach Kellershof.

b. Hinterrothenrain

In Königsdorf hatten wir eine Empfehlung erhalten, den Bauer Matthias Bolzmacher in Hinterrothenrain zu besuchen, einem Weiler von fünf Bauernhöfen nördlich von Wolfsöd. Die unergiebige Fahrt durch den Wald ohne Schlucht erwähnten wir bereits. Matthias Bolzmacher war bei Kriegsende noch Soldat, also abwesend. Nach seiner Rückkehr erzählte ihm sein Vater, dass kurz vor Kriegsende "Tausende von Häftlingen" im "Graben" gelagert hätten. Um mehr zu erfahren, schickte mich Matthias Bolzmacher zu seinem Stammtisch-Spezi Thomas Seidel in den nahegelegenen Weiler Auf der Höh.

c. Auf der Höh

Auf einer Gemeindestraße in südwestlicher Richtung durch eine Moränenlandschaft von Wäldern und Weiden fahrend erreicht man nach wenigen Kilometern den Weiler Auf der Höh, ebenfalls aus nur zwei Bauernhöfen bestehend. Thomas Seidel, Altbauer auf einem der beiden Höfe, war ebenfalls bei Kriegsende noch Soldat. Nach seiner Rückkehr berichtete ihm sein Vater, dass in der vorletzten Nacht des Krieges Tausende von Häftlingen im "Graben" gelagert hätten. Bauer Seidel erzählt, sein Vater, der Vater seines Nachbarn Franz Flossmann und der Landwirt Josef Bauer vom Nachbarort Kellershof hätten nach dem Abmarsch der Häftlinge drei Leichen neben dem Eingang des "Grabens", gleich neben dem Weiler Spiegel, bestattet. Er selber habe nach seiner Rückkehr in die Heimat noch die vielen Feuerstellen im "Graben" gesehen: "Alle fünf Meter war Eine." Auch zwei Kochkessel habe er dort gefunden und bis heute aufbewahrt. Er weist mir den Weg: Auf der Fischbacher Straße, an der auch Auf der Höh liegt, bis zur Einmündung in die Unterbuchener Straße. Dort sei der "Graben", eine bewaldete Bachsenke, die nach Norden durch das "Buchenhölzl" führt, zwischen den Weideflächen der Weiler Auf der Höh, Kellershof und Spiegel.

d. Der "Graben" durchs "Buchenhölzl"

Von Auf der Höh kommend geht es auf der Fischbacher Gemeindestraße abwärts durch einen hügeligen Wald bis zu der genannten Straßeneinmündung. Dort steht ein Hinweisschild, das die Entfernungen angibt, die die Häftlinge auf mäandernden Nebenstraßen durch eine unübersichtliche Hügellandschaft von Wäldern und Weiden, bei beginnendem Schneefall und in der Dunkelheit bewältigen mussten: Beuerberg 11 km, Königsdorf 7 km, Unterbuchen 2 km, Auf der Höh 1 km, Bad Tölz 4 km.

Von der Einmündung führt ein Waldweg direkt ins "Buchenhölzl". Nach rechts führt eine Bachsenke mit etwa zehn Meter hohen Wällen durch den dichten Wald. Diese Schlucht ist etwa 250 Meter lang und könnte wahrscheinlich nicht rund 5000 Häftlinge aufnehmen.

Nach Norden führt eine zweite, viele breitere und längere Bachsenke, ebenfalls dicht bewaldet mit hohen Seitenwällen. Die Bäche haben keinen Namen, nur der Wald – eben "Buchenhölzl", weil dort Buchen und nicht Fichten wachsen. Dort ist Platz für Tausende von kampierenden Häftlingen und für ihre vielen Feuerstellen, mit denen sie sich gegen die Kälte des ersten Schnees schützen wollten.

Hier also liegt die "Teufelsschlucht", in der viele Häftlinge glaubten, ihre letzte Stunde hätte geschlagen.

e. Zurück in Wolfsöd

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Auf der "Unterbuchener Straße", diesmal in Richtung Königsdorf, fahre ich an den vier Bauernhöfen des Weilers Spiegel vorbei, die am nächsten zur "Teufelsschlucht" liegen, um noch einmal nach Wolfsöd zurückzukehren. Ich will die dortige Landschaft mit der Landschaft zwischen den Weilern Auf der Höh und Spiegel vergleichen und sicherheitshalber auch Georg Sonner, den zweiten Altbauern von Wolfsöd, anhören. Er gibt mir den Rat, Josef Bauer im benachbarten Kellershof zu befragen.

f. Kellershof

Der Weiler Kellershof, ebenfalls aus nur zwei Bauernhöfen bestehend, liegt – wie Auf der Höh – direkt oberhalb des "Grabens". Altbauer Josef Singer, Jahrgang 1928, war krankheitshalber nicht Soldat und deshalb in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1945 auf dem elterlichen Hof. Er sagt uns: "Gehört habe ich viel, aber nichts gesehen, weil die SS-Wächter die ganze Gegend abgeriegelt haben." Im übrigen kamen die Häftlinge - was die genannten Berichte bestätigen – erst nach Einbruch der Dunkelheit in der Waldsenke an und schon um 5 Uhr früh – ebenfalls laut Häftlingsberichten – wurden sie von den SS-Wächtern mit Geschrei und Schüssen wieder zum Weitermarsch auf die Unterbuchener Straße nach Bad Tölz getrieben. Die Schüsse – die ganze Nacht hindurch und dann am Morgen – die hat er aber tatsächlich gehört.

g. Spiegel

Endgültige Aufklärung über das 3. Lager des Todesmarsches von Dachau war vor allem bei den Einheimischen zu erfragen, die in nächster Nähe der von mehreren Häftlingen erwähnten "Teufelsschlucht" leben, von den Familien der vier Bauernhöfe des Weilers Spiegel. Von den Familien der - von Norden kommend - ersten beiden Höfe, Vitus Ertl und Hans Gerold, und der Familie Georg Matheis vom letzten Hof war nichts mehr zu erfahren. Sehr präzise sind jedoch die Auskünfte des Bauern und Journalisten Wolfgang Breitwieser, dessen Hof dem "Buchenhölzl" am nächsten liegt. Er war damals zwar erst 2 Jahre alt, aber seine Mutter Johanna (Vater August war im Krieg) und seine damals 12 und 10 Jahre alten Schwestern Hannelore und Erika berichteten ihm später sehr ausführlich über die tragischen Ereignisse in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1945 - tragisch nicht nur im "Graben" im "Buchenhölzl", sondern auch auf ihrem eigenen Hof. In ihrer Scheune versteckten sich KZ-Häftlinge - völlig ahnungslos; denn in jener dunklen Nacht lagerten auf den Höfen von Spiegel auch zurückflutende Einheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS. Einige Häftlinge kamen in der Scheune der Breitwiesers zu Tode - aus Hunger, Krankheit oder weil sie von der SS entdeckt und erschossen wurden. Zwi Katz, der sich entdeckt fühlte, floh aus der Scheune und rettete sich in die vom Breitwieser-Hof nur 200 Meter weit entfernte "Teufelsschlucht".

Für die Familie Breitwieser war der Horror nach jener zugeschneiten Nacht übrigens noch nicht zu Ende. Als Zwi Katz und die Tausenden von KZ-Häftlingen schon über Bad Tölz hinaus im 4. Lager bei Waakirchen angekommen waren, versuchte die Nachhut der Waffen-SS, den amerikanischen Vormarsch nach Bad Tölz bei Spiegel noch aufzuhalten und feuerte vom ersten Hof des Weilers mit einem Geschütz auf die von Unterbuchen vordringenden US-Panzer. Für Familie Breitwieser wurde das tragisch. Während die anderen drei Höfe von Spiegel nach der Flucht der Waffen-SS mit Betttüchern die Weiße Flagge hissten, blieb Mutter Breitwieser aus Angst vor Repressalien der SS mit ihren drei Kindern im Keller, ohne die Weiße Flagge zu zeigen. Die Folge: Die US-Truppen, die im Breitwieser-Hof ein Widerstandsnest der Waffen-SS vermuteten, schossen das Wohnhaus zusammen und warfen Handgranaten in den Stall. Die Breitwiesers überlebten in ihrem Keller, im Stall wurden fast alle Kühe getötet.

h. Ergebnis unserer Recherche

Das Dunkel um das 3. Lager des Todesmarsches von Dachau dürfte durch die authentischen Auskünfte von Wolfgang Breitwieser von Spiegel und der beiden Altbauern Thomas Seidel von Auf der Höh und Hans Singer von Kellershof geklärt sein. Die "Teufelschlucht" liegt zwar in dieser idyllischen Voralpenlandschaft nordwestlich von Bad Tölz, aber nicht bei Wolfsöd, sondern im anonymen "Graben" eines fast unbekannten "Buchenhölzl" zwischen drei Weilern, die heute der Gemeinde Wackersberg angehören.

Zwi Katz, der damals erst 17 Jahre alte KZ-Häftling, der von Landsberg über Dachau nach Waakirchen getrieben wurde, weiß jetzt, wo die Scheune liegt, in der er sich bei seiner ersten Flucht kurz vor dem 3. Lager versteckt hatte - im Weiler Spiegel, auf dem Hof der Ertls, der Gerolds, der Breitwiesers oder der Matheis. Mit Google Earth kann er den Ort suchen, wo er dem nahen Tod von der Schippe sprang.