Bahntransporte aus den KZ-Lagern
Dachau, Kaufering und Mühldorf

Wie wir gezeigt haben, sind die Informationen über die Todesmärsche aus dem KZ-Lagerkomplex Dachau sehr lückenhaft und teilweise widersprüchlich. Am genauesten sind noch die Angaben über den vom SS-Lagerführer protokollierten Marsch von 6887 Häftlingen, der das KZ Dachau am Abend des 26. April 1945 in Richtung Süden verließ. Aber wir wissen nicht, wie viele Häftlinge zwei Stunden zuvor das nahe gelegene KZ Allach verließen, wo die Häftlingsmärsche aus dem Münchner Osten endeten, und wir wissen schon gar nicht, wie viele der etwa 10 000 Häftlinge der elf Lager des Komplexes Landsberg-Kaufering zu Fuß evakuiert wurden, wie viele Marschkolonnen von dort in Richtung Dachau und Allach geschickt wurden, wie viele dabei starben, wo die Märsche endeten.

Man könnte meinen, dass die Informationen über die Bahntransporte viel genauer und zuverlässiger sind, weil diese viel Organisation erforderten und damit bürokratische Spuren hinterlassen mussten. Bekannt sind die Abfahrtsorte, die Zahl der Züge, die Zahl der transportierten Häftlinge und die Ankunftsorte. Doch im Chaos der letzten Kriegstage verschwimmen viele Angaben über den Abfahrts- und Ankunftsort "KZ Dachau". Das hatte klare Gründe.

  • Durch die Bombenangriffe und den Tieffliegerbeschuss war eine Evakuierung, die vom Gleisanschluss des KZ Dachau über die Strecke Ingolstadt-München und den Bahnhof München-Laim in Richtung Garmischer Bahnstrecke oder Isartalbahn geführt hätte, nicht mehr befahrbar.
  • In den frühesten amerikanischen Quellen wird für die letzten Apriltage des Jahres 1945 immer der Bahnhof Emmering zwischen Fürstenfeldbruck und München-Pasing als Verladestation von Dachauer KZ-Häftlingen genannt.
  • Es ist sehr wahrscheinlich, dass nicht nur Häftlinge aus dem KZ Dachau, sondern auch Häftlinge, die von den Lagern in Landsberg und Kaufering "nach Dachau" marschieren mussten, auf der Zwischenstation Emmering auf "Dachauer Züge" oder "Züge aus Dachau" in Richtung Süden verladen wurden. In den Wirren des Kriegsendes gab es auf dem Verladebahnhof Emmering weder einen bürokratischen SS-Führer noch einen geschichtsbewussten Fahrdienstleiter.