Information über Todesopfer des Todesmarsches von Dachau

Die "Evakuierungsmärsche" bei der Räumung des KZ-Dachau und seiner Außenlager führten aufgrund des elenden Gesundheitszustands der KZ-Häftlinge, der Strapazen der tagelangen Märsche, dem Mangel an Wasser und Ernährung, der nasskalten Witterung und der Brutalität der Wächter zu sehr vielen Todesopfern. Dasselbe gilt, selbst wenn die Strapazen des Marschierens wegfielen, auch für die tagelangen Bahntransporte, vor allem wenn sie von Tieffliegern angegriffen wurden. Deshalb sind diese finalen Märsche und Bahntransporte mit Recht als "Todesmärsche von Dachau" in die Geschichte eingegangen.

Aufgrund der dürftigen Quellenlage, ist es unmöglich, einigermaßen genaue Zahlen Zahl der Todesopfer zu nennen. Dafür gab es mehrere, sehr offenkundige Gründe:

  • Während der Märsche und Bahntransporte gab es keine Zählappelle mehr wie vor dem Abmarsch auf dem Appellplatz im KZ Dachau.
  • Weder die Wächter, noch die völlig übermüdeten Häftlinge machten während der Märsche Aufzeichnungen.
  • Auf den unübersichtlichen Landstraßen und auf den meist bewaldeten Rastplätzen war es für Häftlinge und auch für die Wächter nicht möglich, einen zahlenmäßigen Überblick über Tausende von Betroffenen zu erhalten.
  • Die meisten Märsche fanden nachts statt, was einen Überblick über die oft kilometerlangen Marschkolonnen unmöglich machte.
  • Weder von den Häftlingen, noch aus den Verhören von SS-Wächtern gibt es Hinweise, dass die Toten begraben wurden. Die Kolonnen zogen weiter. Deshalb konnten weder die Häftlinge, noch die Wächter im Nachhinein einigermaßen genaue Gesamtzahlen angeben. Die Todeszahlen in den Berichten einzelner überlebender Häftlinge differieren deshalb sehr stark.
  • Vor allem im zentralen Streckenabschnitt zwischen Leutstetten und Beuerberg gelang es vielen Häftlingen zu fliehen. Bei den verbliebenen Gesamtzahlen konnte nicht zwischen Toten und Geflohenen unterschieden werden

Die zuverlässigsten Informationen über die Todesopfer erhielt die entlang der Marschstrecken lebende Zivilbevölkerung, die die Toten buchstäblich einsammelte und in Einzelgräbern oder Massengräbern bestattete, oft in Gemeinde- oder Pfarrfriedhöfen, so dass hierüber unmittelbar danach schriftliche Aufzeichnungen gemacht wurden. Auf dieser Grundlage kann zwei umfassenden Zählungen der Todesopfer der Evakuierungsmärsche und Bahntransporte die beste Genauigkeit und Glaubwürdigkeit zuerkannt werden:.

  1. Netherland Tracing Mission: Evacuation of the C.C. Dachau and of the Kdo. Kaufering, Tuerkheim and Muehldorf, 28.4.50. Listen über KZ-Grabstätten. (Archiv-Nr. 15.786 der KZ-Gedenkstätte Dachau) Abgekürzt: NTC.
  2. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Für KZ-Grabstätten verantwortlich. Abgekürzt: BVsSGS.