Bahntransporte von Dachau, Kaufering und Mühldorf in Richtung Alpen

Für die Überprüfung der Häftlingstransporte per Bahn aus Dachau/Emmering, Landsberg/Kaufering und Mühldorf sind die Berichte von Pfarrern entlang der Strecken nicht besonders ergiebig, weil die Seelsorger über die "Fracht" der durch ihre Orte fahrenden Güterzüge nicht informiert waren. Informationen aus ihrem Munde sind höchstens in drei Fällen zu erwarten:

  • Anmarsch vom KZ-Lager zur Bahnstation;
  • Beschießung durch Tiefflieger;
  • Bewegungen der befreiten Häftlinge.

Wir erinnern noch einmal daran, dass die Hälfte der Strecke von Kaufering nach Dachau/Emmering sowie das Nord-, West-, und Südufer des Starnberger Sees im Bereich des Bistums Augsburg liegen, worüber keine Pfarrerberichte vorliegen. Wir versuchen trotzdem, aus den vorliegenden Pfarrerberichten Erkenntnisse für die Überprüfung unserer bisherigen Informationen zu gewinnen.

a. Strecke Kaufering - Emmering

Alle drei Einstiegsstellen – das Lager IV des Lagerkomplexes Landsberg-Kaufering in Hurlach, der Bahnhof Landsberg in der Nähe von Lager I, II, VII und XI und der Knotenbahnhof Kaufering in der Nähe von Lager III liegen im Gebiet des Bistums Augsburg. Dasselbe gilt für den Bahnhof Schwabhausen, in dessen Nähe auf den Güterzug mit rund 3400 Häftlingen ein Tieffliegerangriff erfolgte mit vielen Toten und Flüchtigen. Über diese beiden Brennpunkte der Bahnstrecke Kaufering-Emmering liegen also keine Pfarrerberichte vor.

Aber aus den Bahnorten entlang der Strecke Kaufering-Dachau, die im Erzbistum München und Freising liegen – Jesenwang, Fürstenfeldbruck, Emmering und Esting – fehlen ebenfalls Hinweise der Pfarrer. Überraschend und bedauerlich ist es, dass nicht nur aus der Pfarrei der Stadt Fürstenfeldbruck, durch die rund 8500 Häftlinge in Richtung Dachau und Allach marschierten, und der Ort Esting östlich von Fürstenfeldbruck, durch den etwa 10.000 Häftlinge in Richtung Dachau und Allach und knapp 10.000 Häftlinge von Dachau nach Emmering marschierten, keine Pfarrerberichte vorliegen.

Am erstaunlichsten ist die Tatsache, dass Pfarrer Benno Ruhland von Emmering kein Wort über die Massen von fast 20.000 KZ-Häftlingen äußerte, die seinen Ort zu Fuß durchquerten oder dort zu Fuß ankamen, um hier per Bahn verladen zu werden:

  • 8500 Häftlinge zu Fuß aus Landsberg/Kaufering nach Dachau und Allach;
  • 1700 überlebende Häftlinge des bei Schwabhausen beschossenen Bahntransportes von Emmering zu Fuß nach Dachau oder Allach;
  • 9600 Häftlinge zu Fuß aus Dachau zur Verladung auf Bahntransporte in Richtung Alpen.

Diese massive und totale Negativbilanz von Emmering ist einmalig in der Liste der Pfarrerberichte.